Bereits am 8. und 9. Oktober 2024 fand an der TU Berlin die deutschlandweite Fachtagung Our UNIverse: Empowered to Speak Up mit dem Fokus Machtmissbrauch an Hochschulen statt. Wir als Bundesverband waren durch Maren Weissig, unsere Beisitzerin für Gleichstellung, vor Ort vertreten und haben sowohl über Präventionsmaßnahmen als auch konkrete Lösungsansätze diskutiert.
Aktuell zeigt sich durch Berichte von Der Spiegel und DW (siehe unseren Beitrag dazu), dass Machtstrukturen an Max-Planck-Instituten zu Missbrauch führen. Machtstrukturen an Hochschulen begünstigen solche Fälle jedoch genauso. Die doppelte Rolle als Begutachter und Arbeitgebern schafft ein starkes Machtgefälle und somit einen fruchtbaren Nährboden für Missbrauch. Die Bewegung #MeTooInScience zeigt, dass sexualisierte Gewalt und Diskriminierung weit verbreitet sind. Zusätzlich verstärken strukturelle Probleme wie prekäre Arbeitsverhältnisse, unklare Karrierewege, und intransparente Zuständigkeiten die prekären Verhältnisse. Betroffene sind über Anlaufstellen wie den Ombudsstellen oft nur wenig informiert oder befürchten Repressalien. Wir sehen daher klar Verantwortungsträger in der Bringschuld, effektive Maßnahmen zur Förderung einer diskriminierungsfreien Wissenschaftskultur zu implementieren.
Auf der Tagung in Berlin ist durch praxisnahe Beiträge sehr klar geworden, dass dass Machtmissbrauch an Forschungseinrichtungen kein individuelles Problem ist, sondern tief in strukturellen und kulturellen Gegebenheiten verwurzelt liegt. Oft haben solche Probleme auch gravierende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und berufliche Entwicklung von Forschenden. In Gesprächen mit Promovierenden hört man immer wieder, wie Promovierende unter Druck gesetzt, ausgenutzt, oder eingeschüchtert werden. Besonders betroffen sind Angehörige marginalisierter Gruppen, wie chronisch Kranke oder Personen mit Behinderung, und Personen die nicht in Bild eines Promovierenden passen, wie ältere Personen oder Arbeiterkinder. Auch die anhaltende Benachteiligung von weiblicher Promovierenden und Promovierenden mit ostdeutscher Biografie wurde in verschiedenen Kontexten diskutiert.
„Menschen kann man kaum ändern – Strukturen allemal.“ sagte Daniel Leising, Professor an der TU Dresden, in seinem Beitrag auf der Tagung. Notwendig sind Schutzräume oder anonyme Meldewege an externe Stellen die gegen Machtmissbrauch vorgehen können, ohne das ein Karrierenachteil zu erwarten ist. Das Projekt Unser Campus an der Ruhr-Universität Bochum war auch in Berlin vertreten. Dort setzt auf Awareness-Kampagnen gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt. Hochschulen können durch systematische Reformen wie flachere Hierarchien, transparente Anreizstrukturen und erkennbare Sanktionen Machtmissbrauch reduzieren. Online-Bewegungen wie #MeTooSTS und #WeDoSTS setzen auf aktivistische Ansätze, um ethische Verantwortungsstrukturen zu etablieren. Das Modellprojekt FAIRSTAGE aus Berlin demonstrierte auf der Tagung wie partizipative Entscheidungsprozesse die Machtverteilung demokratisieren und Missbrauch vorbeugen können. In einem Workshop wurden
Strategien entwickelt, um nachhaltige Schutzmechanismen zu implementieren und langfristig zu verankern.
Wie aktuell diese Thema ist, zeigt die Kommentare unter dem YouTube Video von DW und der rege Austausch auf Social Media. Wir als Bundesverband Promovierende e.V. setzen uns auch weiterhin für eine bessere Betreuung von Promovierenden ein. Dafür stehen wir nicht nur jeder Einzelperson sondern auch den lokalen Promovierendenvetretungen als Ansprechpartner zu Verfügung. Im Rahmen des Projekts Gespräche mit Promovendinnen – Frauen sprechen über ihre Wissenschaft können sich Promovierende über die E-Mail-Adresse equal-opportunity@promovierende.de oder den Kummerkasten bei uns melden. Wenn du daran mitwirken möchtest die Vernetzung im Umgang mit Machtmissbrauch an Hochschulen zu stärken, meld dich bei deiner lokalen Promovierendenvertretung oder direkt bei uns. Wir haben eine Vielzahl an Arbeitsgruppen in denen die Probleme von Promovierenden diskutiert und Lösungen erarbeitet werden.